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Indonesien

Wellington, 12. April 2000

Landschaft

Ich steh aufgeregt am Flughafenzoll von Jakarta, ich kam soeben von Singapore mit Air India und hab ein Schweizerjoghurt im Bauch. Mein Gegenueber, ein Indonesischer Zollbeamter fragt nach meinem Ausreiseflugticket. "Ich hab keines! Ich bin ein Backpacker und weiss noch nicht, ob ich die Weiterreise nach Australien per Faehre oder per Flugzeug in Angriff nehmen werde." Nuetzte nichts. Er bleibt stur. Ich versuchs mit Visa zeigen von Australien, mit "ich hab genug Geld, hab keine angst ich werde schon nach zwei Monaten ausreisen". Vorschriften sind Vorschriften und er droht mir mit Immigrationbuero und Busse. Gruebel, gruebel und studier und somit zieh ich eine Note hervor und halte ihm diese diskret hin. Er labbert noch weiter und mit ernstem Gesicht stempelt er mein Passport und erlaubt mir die Einreise. Ich nehm mir den roten Pass und so frech wie ich bin schnappe ich mir das Schmiergeld zurueck und nichts wie weg. "Dies ist das harte Leben eines Backpackers...", wie ich so schoen zu sagen weiss nach solchen Situationen!

Schattenspiel

Einen Tag spaeter empfang ich meine Nachbarin Karin am Flughafen. Sie brachte mir Mitbringsel wie Toblerone, Fotos von meinem Goettikind Michelle, Cigarillos (Danke Paps) und hausgemachte Weihnachtsguetzli (mhhh, waren die lecker - Danke Mami). Dann gings auf die Erkundungsreise durch die Hauptstadt. Das Zentrum ist schoen und je weiter man in die Aussenquartiere kommt so schmutziger wird es. Das Eindruecklichste war der Hafen mit all den grossen Holzbooten. Und natuerlich stiessen wir auf eine kleine Demo - gluecklicherweise eine friedliche...

Muslim

Die Umherreise auf Java (nicht nur eine super Programmiersprache) war interessant, vorwiegend aufgrund der diversen Religionen. Und das friedliche Zusammenleben und die Akzeptanz untereinander verblueffte uns. Die Hinduistische, Buddhistische, Katholische und Islamistische Kultur praegen die oeffentliche Gebaeude und werden noch heute bei Neubauten beruecksichtigt, obwohl die Regierung und Polizei hauptsaechlich aus Muslims besteht. Doch unser positiver Eindruck wurde spaetestens nach dem Lombokmassaker zwischen den Katholiken und Muslims in Frage gestellt...

Borobodur Monument

In gewissen Ortschaften auf dieser Insel war es aufgrund des "Rhamadans" recht schwierig, ein feines Nasi Goreng zu kriegen. Und auf einer wunderschoenen Bootsfahrt getrauten wir uns fast nicht, was in den Mund zu stecken, denn die Muslims duerfen waehrend des Tages nichts essen und drinken - ob dies gesund ist?

Vulkan Bromo

In Yogyakarta besichtigten wir das groesste Buddhistische Monument und schauten uns eine Schattenvorfuehrung an. Auf der Weiterreise hatten wir ziemliches Pech. In einem der oeffentlichen Busse wurde Karin der Geldguertel inklusive Pass gestohlen. Was einiges an Aerger und Zeit kostete inkl. Besuch auf dem Konsulat. Doch weiter gings und wir sahen uns den eindruecklichen Vulkan "Mt Bromo" an.

 

Fischerboote

Ich erwartete nicht viel von Bali, da ich es mir viel touristischer vorstellte. Hinduistische Tempel, Reisterrassen, Wasserbueffel und Vulkane praegen diese fantastische Insel. Und im Norden der gruenen Insel stiessen wir auf Lovina Beach. Entlang der schwarzen Sandstraende hausen die Fischerfamilien und die farbigen "Einbaumboote" praegen die Vulkanbuchte. Um das Einkommen zu vergroessern fahren einem die Fischer zum Sonnenaufgang aufs Meer hinaus zum "Delphin Fruehstueck". Wahnsinn, wir sahen hunderte von Delphinen und am liebsten waeren wir reingesprungen. Ach ja, das Fruehstueck bestand aus fritierten Bananen und Tee.

Hindustatue

Weihnachten einmal international und anders - Nicki aus Deutschland, Esther aus Holland, Karin und ich (wieder einmal Hahn im Korb...) gingen Vormittags mit einem Einbaumboot raus aufs Reef zum Schnorcheln. Dann gings in unseren wunderschoenen "Resort" Pool, ja wir hausten in einem super guten Hostel mit wunderschoenem Garten und Warmwasser (was in Asien nicht selbstverstaendlich ist), wo wir an der kleinen Poolbar einen leckeren Fruechteshake tranken und den Weihnachtsaben besprachen... Und so gings nachmittags zum Geschenkeeinkaufen. Nun, wie packen wir all die Ueberraschungen ein? Karin und ich gingen in den grossen Garten und mit Bananenblaettern und anderen Pflanzen kreierten wir kleine Kunstwerke. Dann war es soweit, festlich gekleidet mit dem nationalen Sarong (Maenner und Frauen tragen ein Stofftuch wie eine Art Rock) gings zum Abendessen und zur Bescherung und liessen den Abend mit Tanzen ausklingen...

Silvesteressen

Den Milleniumswechsel feierten wir unter Backpackern an Kutabeach. Nach einem guenstigen und lustigen BBQ gings an den Strand, ausgeruestet wie all die anderen Einheimischen und Touris mit Papptrompeten, man kann den Laerm gar nicht beschreiben. Den historischen Jahreswechsel feierten wir mit Champagner (Cedric und der Air France ein grosses Dankeschoen) und dann gings ab zum Dancen bis in die fruehen Morgenstunden. Wenig spaeter hiess es leider Abschiednehmen von Karin.

Kinder in Indonesien

Zusammen mit Nicki gings dann auf eine der drei kleinen "Gilli Inseln" im Norden von Lombok. Einfach traumhaft. Gilli Meno misst gerade 3 auf 2 km und das einzige Verkehrsmittel ist Ross und Wagen. Das einzige was einem am Morgen aus dem Schlaf ruettelte war die Moschee bzw. das Gebet. Was gibt es schoeneres als friedlich am Strand zu fruehstuecken, zu Schnorcheln, wunderschoene Sonnenuntergaenge zu erleben und feine Fruechteshakes zu trinken? Doch dann bekam ich Fieber und hatte Durchfall. Wir suchten bei Dunkelheit den Buschdoktor auf, den ich hatte angst Malaria erwischt zu haben. Natuerlich war er gerade auf dem "Festland" und die Schwester beruhigte mich und sagte, ohne Schuettelfrost sei dies unvorstellbar. Beruhigt gings zum Geburtstagsnachtessen von Nicki. Ich ass Reis um meinen Durchfall in den Griff zu bekommen und schon geschah es, ich ran zur Toilette, Stromausfall und kein Toilettenpapier, wie dies ueberall in Indonesien der Fall ist und so musste ich es wie die Einheimischen machen... Details dazu lasse ich aus.

Wasserbueffelmarkt

Indonesien hat die viertgroesste Bevoelkerung auf dieser Erde und so wunderts einem auch nicht, wenn man zu jeder Tageszeit Leute herumsitzen sieht. Arbeitslos ist selbstverstaendlich niemand. Den jeder hat seinen "Job", sei es nur Parkanweiser, Gepaecktraeger, Wasserbueffelaufpasser, Aufreisser etc. Und so ist das Flirten fuer viele Teenager eine Lieblingsbeschaeftigung, mit dem Hintergedanken eine Europaerin oder eine Australierin zu heiraten und das Land verlassen zu koennen.

Hindu Tempel

Vier Tage vor den Kirchenbraenden auf Lombok gings mit einem Fischerboot und elf Backpackers an Bord waehrend fuenf Tagen Richtung Flores. War das ein Abenteuer! Uebernachtet wurde auf dem Deck unterm Sternenhimmel. Tagsueber lasen wir, schnorchelten und diskutierten. Eindruecklich war der Stop vor einer kleinen Insel, auf dem eine Fischerfamilien voellig primitiv lebt. Und das Beste war die Komodo Insel, auf dessen Insel die bekannten Komodo Dragons vorkommen. Diese fleischfressenden Lizards werden bis zu 3 m lang.

Leute

Die Tour durch das touristenarme Flores war spitzenmaessig und der Vulkan "Keli Mutu", mit seinen drei verschiedenfarbenen Kraterseen war goldig. Das beste Erlebnis war der Besuch von diversen kleinen touristenarmen Doerfern, wo wir herzlich empfangen wurden und alle "gwundrig" zu uns kamen. Ein schoener Abschluss bildete das Baden in natuerlichen Hot Springs, inmitten des Dschungelaehnlichen Waldes, die Einheimischen badeten und waschten hier gleich nebenan... Einiges mehr Strapazen kostete die Ueberfahrt mit der Faehre nach Sulawesi. Wir (zwei Deutsche und ich) wurden eingepfercht in ein Gehege und mussten ueber drei Stunden mit dem ganzen Gepaeck in der Dunkelheit und im Regen warten. Das Pelni Schiff mit Platz fuer 3000 Passagiere faehrt zweimal monatlich diese Strecke und als es anlegte, rastete die Menschenmenge aus und wie Fluechtlinge wurden die Rampen zum Schiff gestuermt - unbeschreiblich!! Ohne zerdrueckt zu werden und ohne Polizeihiebe erreichten wir das Oberdeck. Keine weitere Touris an Bord ausser einem weiteren Deutschen. Nun, wo sollen wir die naechsten 22 Stunden schlafen? Die sklavenaehndlichen Unterdecke waren schon uebervoll und die Gaenge (drinnen und draussen) waren innert kuerzester Zeit besetzt. Wir wussten nur eines, wir wollten eine 1. oder 2. Klasskabine. Nachdem der Offizier an der Information begriff, dass wir keine Australier sind, erhielten wir beim zweiten Versuch eine Viererkabine mit Kakerlaken. Wenigsten konnten wir irgendwo in diesem Riesendampfer uebernachten. Zum Essen gings gestaffelt, den aufgepasst vor den Indonesischen Langfingern! Es ist wohl besser, wenn wir nie erfahren, wieviele Passagiere wirklich an Board waren...

Toraja Grab im Felsen

Sulawesi war der Hoehepunkt in Indonesien. Und das Gebiet Tana Toraja war interessant, vorallem aufgrund der speziellen Grabstaetten. Die Haeuser gleichen einem Schiff und sind wunderschoen verziert, sogar die Reisspeicher werden so gebaut. Zu Festen werden Schweine und Wasserbueffel als Gabe ueberreicht und so ist man auch nicht verwundert, wenn man auf dem woechentlichen Tiermarkt hunderte von Schweinen herumtragen sieht. Und der Brauch will es so, dass man verpflichtet ist, jedem das gleiche zurueckzuschenken... was einige Familien zum Verhaengnis wird, aufgrund der saftigen Preise von Wasserbueffeln!

Toraja Haus

Raften einmal anders - Wildwasserraften in der Pampas ist nicht immer die beste Idee. Vorallem, wenn man nach einer langen Hinfahrt merkt, dass man keine Pumpe dabei hat. Was macht man, wenn man in einem Bergdorf ist, kein Fahrzeug mehr hat (und hier oben gibt es keine) und nur ein unaufgeblasenes Boot hat? Klar, man wandert zurueck und nimmt eine Abkuerzung ueber einen Pass. Nach drei Stunden, der Zufall wollte es, kommt das einzige Fahrzeug in dieser Gegend und nimmt uns mit ins Tal. Der sesshafte Deutsche, ehemaliger Cameltrophyfahrer, hat seine eigene Kaffeeplantage und lud uns auch gleich zu sich nach Hause ueber Nacht ein. Es war superinteressant und vorallem konnten wir in einem traditionellen Torajahaus uebernachten - wow! Den naechsten Tag klappte es dann mit raften.

Mit dem Landrover gings nach Bira. Der Deutsche und seine Frau kannten dort eine gute Tauchschule und so gings zum abenteuerlichen Tauchen. Mit einem kleinen Fischerboot gings hinaus und die Tauchgaenge waren superb :-) Unbeschaedigte Riffe, Schildkroeten, Manta Ray, Eagle Ray und natuerlich Haie und keine andere Taucher!

Abschiedstanz

Am 4. Februar hiess es Abschied nehmen von den zwei Deutschen (Andre und Bastian) und ich machte mich fruehmorgens auf den Weg zum 5 Stunden entfernten Flughafen. Der Fahrer hielt nach zwei Stunden Fahrt an und versuchte zu erklaeren, dass er umkehren muss aufgrund von Ueberschwemmungen. Was macht man in dieser Situation, wenn man weiss, dass am Abend um 19:00 Uhr der Flug nach Bali und dann weiter nach Australien geht? Wir stiegen aus und heuerten einen anderen Car mit Fahrer an, dieser fuehrte uns zur ersten groben Flut. Dort hiess es dann, Rucksack satteln, Schuhe aus und marschieren. Barfuss gings durch zum Teil Oberschenkel tiefem Wasser und vorbei an Hunderten von Schaulustigen Indonesiern, die einem alle "Hello Mister" nachschrien und man war die Jahresattraktion. Nach 8 km erreichten wir wieder eine trockene Strasse. Von dort gings weiter mit nem Bemo zum naechsten Hindernis - wieder laufen. Beim dritten Hinderniss stand dann zum Glueck ein Lastwagen. Die Zeit rannte davon und ohne Schuhe (meine wurden waehrend der Durchquerung vom Rucksack gestohlen) gings mit dem Taxi zum Flughafen, gruene Flip Flops kaufen und Einchecken. Ahhh, geschafft, ich sass mit neun anderen Passagieren in einem Airbus Richtung Bali... Indonesien war wunderschoen und ich genoss jeden Augenblick. Ich komme wieder!

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